
Als Fertighäuser werden das Ein- oder Mehrfamilienhaus bezeichnet, das entweder ganz oder teilweise vom Werk aus vorgefertigt und an der Baustelle, also vor Ort endmontiert wird. Fertighäuser nach dem heutigen Verständnis werden seit Mitte der 1960er-Jahre seriell hergestellt und verkauft. Das damalige Quelle Versandhaus aus dem bayrischen Fürth hat über seine Quelle-Fertighaus GmbH sozusagen Fertighäuser von der Stange verkauft, ebenso wie der Kaufhof Konzern das zur damaligen Zeit so beliebte Huf Haus. Fertighäuser haben damals wie heute zwei entscheidende Vorteile gegenüber dem Massivhaus; zum einen sind sie schneller fertig, und zum anderen deutlich preisgünstiger. Demgegenüber stehen jedoch einige Schwachpunkte im Vergleich zum Massivhaus, was für den Bewohner jedoch weder einschränkend noch von Nachteil sein muss. Von Interesse und Bedeutung ist an dieser Stelle eine nähere Bewertung, ob beim Kauf eines Fertighauses tatsächlich Monate gegenüber dem herkömmlichen Hausbau eingespart werden können.
Nicht alles wird fertig geliefert
Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass sich der Hausbau in mehrere Abschnitte aufteilt. Nicht jeder von ihnen profitiert von der Fertigbauweise, sprich von der Montage vorgefertigter Bauteile.
Die Bauabschnitte gliedern sich in
- Bauplanung
- Baugenehmigungsverfahren
- Baustelleneinrichtung
- Rohbaumontage
- Innenausbau
Die für einen Fertighausbau infrage kommenden Bauabschnitte beziehen beziehungsweise beschränken sich auf die Baustelleneinrichtung sowie auf die Rohbaumontage. Zugegebenermaßen sind das die beiden „großen Brocken“ bei jedem Hausbau.
Bei der Bauplanung sowie beim Baugenehmigungsverfahren ist so gut wie keine spürbare Zeitersparnis möglich. Sowohl Massiv- als auch Fertighäuser werden heutzutage nach vorgefertigten Bauplänen angeboten. Je individueller das Haus gebaut und ausgestattet sein soll, desto aufwändiger und zeitintensiver ist die Planungszeit. Für die örtliche Baugenehmigungsbehörde ist es egal, für welche Form und Art der Hausbau beantragt wird. Fertighäuser werden weder bevorteilt noch benachteiligt. Hier gilt der Grundsatz: Die Baugenehmigung dauert so lange wie sie dauert. Das können Wochen oder auch einige Monate sein.

Unterkellern Ja oder Nein – Erste Entscheidung zur Zeitersparnis
An diesem Punkt ist erstmals eine Abgrenzung zwischen beiden Hausbauformen möglich. Aus dem Werbeaspekt heraus, dass mit der Fertigbauweise zwangsläufig auch Zeit gespart wird, werden seit jeher die Fertighäuser ohne Unterkellerung beworben. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass eine maschinelle Vorfertigung von Hausbauteilen für das Kellergeschoss nicht oder nicht kostengünstig möglich ist. Der Häuslebauer kann sich jedoch auch bei der Fertigbauweise für oder gegen eine Unterkellerung entscheiden. Bei einem Nein dazu wird eine Bodenplatte aufgetragen; wie es heißt, wird das Fundament gegossen. In diesem Stadium fallen jedoch ganz allgemeine weitere Tätigkeiten an, die sich in jedem Fall auf die Bauzeit auswirken.
Zu den wichtigsten unter ihnen gehören die
- Einrichtung der Baustelle
- Vermessungsarbeiten
- Erdarbeiten
Die Zeitersparnis zwischen dem Kellerausbau einerseits und dem Gießen einer Bodenplatte andererseits beträgt bis zu einem Monat. Die Bodenplatte ist binnen zwei Wochen fertiggestellt, während der Kellerausbau mehrere Wochen dauert und mit Materialien sowie mit Mannstunden dementsprechend kostenintensiv ist. Wer sich für die nicht unterkellerte Fertighausvariante entscheidet, der kann hier die Bauzeit um einen Monat plus X Wochen verkürzen.
Der Rohbau – i-Tüpfelchen bei der Zeitersparnis für das Fertighaus
Die Bauelemente für den Fertighausbau werden erfahrungsgemäß erst dann produziert, wenn die Bodenplatte buchstäblich liegt. Die Hersteller produzieren ihre Fertighausteile nicht auf Vorrat oder auf Halde, sondern auf Bestellung, wie es im Englischen genannt wird „on demand“. Der Bauherr muss mit einer Produktionszeit von bis zu einem Monat rechnen. In dieser Zeit tut sich nichts, die Baustelle ruht. Im rechnerischen Zeitvergleich zum Rohbau des Massivhauses gehen wertvolle Wochen verloren. Dieser Zeitverlust wird jedoch durch die Montage innerhalb von wenigen Tagen weitgehend aufgeholt. Wenn die Rohbauteile an der Baustelle angekommen sind, dann kann sofort mit der Montage, sprich mit dem Rohbau begonnen werden. Bei einer guten Organisation auf allen Seiten ist das innerhalb von zwei, drei Tagen erledigt. Der Rohbau inklusive Dachmontage steht, sodass am darauffolgenden Wochenende das Richtfest gefeiert werden kann.
Innenausbau bringt keine nennenswerte Zeitersparnis
Die Arbeiten für den Innenausbau des Eigenheims gliedern sich in alphabetischer Reihenfolge in die Gewerke
- Elektroinstallation
- Estricharbeiten
- Fliesenarbeiten
- Malerarbeiten
- Putzarbeiten
- Sanitärinstallation
- Trockenbauarbeiten
Sie müssen auf jeden Fall fachlich und gut getimt von Handwerkern erledigt werden. Diesen Zeit- und Kostenaufwand kann der Bauherr dadurch beeinflussen, dass er den Innenausbau ganz oder teilweise in Eigenleistung erbringt. Zu einer schlüsselfertigen Übergabe des Fertighauses gehört der komplette Innenausbau. Der ist hier ebenso zeitaufwändig wie bei jeder anderen Bauweise auch, also ohne die Möglichkeit zu einer spürbaren Zeitersparnis.

Fazit
dass die bedeutende, gravierende Zeitersparnis bei der Fertigbauweise des Eigenheims in der Rohbauphase liegt. Das ist auch logisch, weil in diesem Stadium die zuvor maschinell gefertigten Bauteile montiert werden. Eine weitere deutliche Zeitersparnis, auf die der Bauherr nur bedingten und indirekten Einfluss hat, ist der Zeitraum zwischen Produktion der Bauteile und deren Anlieferung zur Baustelle. Ist der Bauherr ein Auftraggeber von vielen, dauert die Produktion naturgemäß länger; denn produziert wird in der Reihenfolge der Auftragseingänge. Ähnlich kann die Situation beim Rohbau sein. Die Montagezeit ist denkbar kurz – wenn denn sofort nach der Hauslieferung mit dem Rohbau begonnen wird. Auch mit dem Verzicht auf das Kellergeschoss lässt sich die Bauzeit um mehrere Wochen bis zu zwei, drei Monate verkürzen.
Der Unterschied zwischen dem schlüsselfertigen sowie dem Ausbaufertighaus macht sich besonders dann bemerkbar, wenn der Innenausbau in Eigenregie erfolgt. Der Bauherr muss alles selbst organisieren und umsetzen, während bei der schlüsselfertigen Variante diese Arbeiten vom Hauslieferanten erledigt werden. Schlüsselfertig heißt in diesem Sinne, dass mit Übergabe der Hausschlüssel das Haus auch tatsächlich bezugsfertig und bewohnbar ist. Sogenannte Ausbaupakete, die bausteinartig zusammengestellt werden, beinhalten unter anderem die Lieferung sowie Montage von Fenstern und von Türen – oder eben nicht. Für den Innenausbau mit allen infrage kommenden Gewerken muss mit einem Zeitaufwand von zwei bis drei Monaten gerechnet werden. Je mehr Gewerke zeitgleich und gut koordiniert arbeiten, desto mehr Zeit lässt sich an dieser Stelle beim Innenausbau sparen.
Realistisch ist es durchaus, das nicht unterkellerte Haus in Fertigbauweise mindestens ein Vierteljahr früher beziehen zu können als die alternative Massivhausvariante.